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Intersektionalität – Vielfalt für Fortgeschrittene

Aktualisiert: 10. Mai 2021

Was ist Intersektionalität?

Als Team von GemeinsamEinzigartig beschäftigen wir uns mit unterschiedlichen Vielfaltsthemen. Dabei müssen wir beachten, dass einzelne Kategorien von Diskriminierungen wie Geschlecht, Behinderung oder sexuelle Orientierung oft nicht isoliert nebeneinander her bestehen, sondern Verschränkungen und Wechselwirkungen bilden.

Intersektionalität (von Interception, dt: Straßenkreuzung) ist ein Konzept, bei dem berücksichtigt wird, dass Menschen von verschiedenen Ungleichheits- und Unterdrückungsverhältnissen gleichzeitig betroffen sein können. Diese addieren sich nicht einfach, sondern wirken in jeweils besonderer Weise zusammen, bilden Verflechtungen und können sich verstärken oder abmildern. Der Begriff wurde von der Juraprofessorin Kimberlé Crenshaw geprägt [1], [2].

Welche Beispiele gibt es?

Kimberlé Crenshaw argumentiert, dass die Belange Schwarzer Frauen sowohl in der feministischen Theorie als auch im antirassistischen politischen Diskurs oftmals nicht berücksichtigt werden, weil immer wieder die Diskriminierungserfahrungen weißer Frauen bzw. Schwarzer Männer im Mittelpunkt stehen [3], [4].


Josephine Apraku vom Institut für diskriminierungsfreie Bildung erklärt, dass Schwarze Frauen und Frauen of Color teilweise andere Rassismuserfahrungen machen als Schwarze Männer. Dabei haben Schwarze Männer Privilegien in Bezug auf Sexismus. Allerdings sind sie deutlich stärker dem Vorurteil ausgesetzt, dass von ihnen per se Gewalt oder Kriminalität ausgehe [5].


Bei Menschen mit Behinderungen zeigen Studien, dass Frauen in vielen Bereichen, zum Beispiel am Arbeitsmarkt oder finanziell, besonders von Diskriminierungen betroffen sind. Auffällig sind bei Frauen mit Behinderungen die hohen Belastungen insbesondere durch sexuelle Gewalt in Kindheit, Jugend und auch im Erwachsenenleben. Die im Lebensverlauf am höchsten belastete Gruppe sind Frauen mit psychischen Erkrankungen, die in Einrichtungen leben. Entsprechenden Gesetzen zur Prävention fehlt in der Regel ein Fokus auf Behinderung [6], [7].


Eine weitere Komponente wird in Bezug auf die Körperlichkeit festgestellt. Der weibliche Körper wird oft sexueller Attraktivität konnotiert. Vor diesem Hintergrund wird Frauen mit Behinderung oft die Anerkennung von Weiblichkeit vorenthalten bzw. diese abgesprochen, da Weiblichkeit und Behinderung nicht vereinbar sei [8].

Aber auch für Männer mit Behinderungen gibt es Bereiche mit besonderer Diskriminierung. Beispielsweise steht der stereotypen Zuschreibung der „Männerrolle“ (stark, aktiv, selbständig), die der „Behindertenrolle“ (schwach, passiv, abhängig) besonders stark gegenüber, während sie sich mit stereotypen Erwartungen an die „Frauenrolle“ teilweise sogar deckt. Frühbehinderte Jungen haben daher oft Probleme, eine männliche Identität zu entwickeln, Männer mit erworbenen Behinderungen sind dagegen mit dem Konflikt dieser beiden Rollenbilder besonders konfrontiert [9].

Was ist der Vorteil des Konzepts?

Die Beispiele zeigen bereits, dass der Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Diskriminierungskategorien hochkomplex ist. Dabei wurden hier beispielsweise Einflüsse wie LGBTQI*, ein Migrationshintergrund, Religion oder auch das Zusammenwirken von mehr als zwei Kategorien noch gar nicht behandelt. Über Intersektionalität, insbesondere im Zusammenhang mit LGBTQI* spricht zum Beispiel Dr. Anna Kasten in unserem Interview.

Das Konzept der Intersektionalität wirft einen Blick auf diese Schnittstellen und macht eine komplexe und vertiefte Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Formen von sozialer Ungleichheit möglich [10].


Bei GemeinsamEinzigartig ist es uns wichtig, die Einzigartigkeit von Menschen zu betonen. Wir wollen Menschen mit Diskriminierungserfahrungen die Möglichkeit geben, über Ihr individuelles Erleben und ihre Wahrnehmung zu berichten. Dabei wollen wir Schubladen aufbrechen und Begegnung schaffen. Gerade das Bearbeiten von stereotypen Zuschreibungen und der offene Austausch über Vielfalt sollen dabei im Mittelpunkt stehen.

Wo kann man mehr erfahren?

Weitere Informationen gibt es zum Beispiel hier:


- „Reach Everyone on the planet“ - KIMBERLÉ CRENSHAW UND DIE INTERSEKTIONALITÄT:


- Portal Intersektionalität: http://portal-intersektionalitaet.de/theoriebildung/ueberblickstexte/

Zu dem Thema arbeiten und forschen zum Beispiel folgende Einrichtungen:

- Gunda-Werner-Institut der Heinrich-Böll-Stiftung

- Projektgruppe Genderportal der Universität Bielefeld

- Center for Intersectional Justice e.V., Berlin

- Auch Organisationen wie BeyondGenderAgenda machen darauf aufmerksam, dass es viele verschiedenen Identitäten gibt und man bei Diversität und Inklusion nicht nur auf das Geschlecht achten sollte. https://beyondgenderagenda.com



 

Quellen:


[10] https://www.uni-bielefeld.de/gendertexte/intersektionalitaet.html


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