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Olympia – gelebte Vielfalt oder noch viele Aufgaben?

Aktualisiert: 2. Aug. 2021

Die Olympischen Spiele verkörpern mit der Völkerverständigung, dem friedlichen Kräftemessen, dem Respekt und Fairplay zentrale Werte, die auch uns wichtig sind. Die Olympische Bewegung verpflichtet sich außerdem zur Bekämpfung jeder Art von Diskriminierung [1].

Olympia sollte daher ein gelebtes Beispiel für Vielfalt und Gleichberechtigung sein – wir zeigen euch aber, dass der Weg dorthin in einigen Bereichen noch weit ist.

Gleichberechtigung der Geschlechter?

Erst seit 1981 werden Frauen im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) aufgenommen, aktuell sind 47,8 Prozent der Mitglieder der IOC-Kommissionen Frauen. Dies ist im historischen Vergleich eine deutliche Steigerung, dennoch ist weiterhin zu verzeichnen, dass der Anteil von Frauen in der IOC-Exekutive dagegen nur bei einem Drittel liegt. Auch bei den Athlet*innen ist in Tokio mit 48,8 Prozent an Frauen die Verteilung der Geschlechter nahezu ausgeglichen – auch dies ist hart und gegen erbitterte Widerstände erkämpft. Vom Ausschluss bei den ersten Olympischen Spielen, über eigene „Frauen-Weltspiele“ bis zu knapp 10 % weiblichen Starter*innen 1928 – ein Wert, der sich erst ab 1952 erhöhte. 2024 sollen in Paris genauso viele männliche wie weibliche Athlet*innen an den Start gehen [2], [3]. Allein diese Statistik zeugt aber bereits von einer binären Sichtweise von Geschlecht. Nicht-binäre Personen erleben weiterhin Diskriminierungen.

Diskussionen um LGBTQI*-Rechte

Bei den Olympischen Spielen in Tokio gehen nach einer Liste des Magazins „outsports“ so viele LGBTQ-Sportler*innen wie noch nie zuvor an den Start. Die Liste führt 163 offen homo-, bi- und transsexuelle sowie queere und non-binäre Athleten auf. Bei den letzten Sommerspielen in Rio 2016 waren es noch 56 [4].

Bei ca. 11.000 Athlet*innen beträgt der Anteil allerdings nur wenig mehr als 1 %. Außerdem ist zu beachten, dass sich dabei acht von zehn der Athlet*innen als lesbisch bezeichnen. In anderen Bereichen bestehen offenbar weiterhin höhere Hürden zum offenen Umgang mit nicht heteronormativer sexueller Orientierung. Ebenso stammen die aufgeführten Teilnehmer*innen aus nur 27 Ländern [5], [6]; in vielen anderen Ländern werden queere Personen weiterhin verfolgt, bedroht und diskriminiert.

Auch im Gastgeberland Japan hatte sich die LGBTQ-Gemeinschaft im Land eine positive Wirkung der Olympischen Spiele erhofft, die sich allerdings bisher nicht bewahrheitete . Erst im Juni schlug eine Gesetzesinitiative zum Schutz der Grundrechte queerer Menschen fehl. Im internationalen Vergleich der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) belegt Japan unter den 40 wohlhabendsten Nationen im Hinblick auf die Rechte queerer Menschen den vorletzten Platz [7].

Inter- und trans-Athlet*innen weiterhin eingeschränkt

Ebenso ist die Teilnahmeberechtigung von trans- und inter-Athlet*innen bei Olympia weiterhin eingeschränkt. Um Athlet*innen wie Caster Semenya entbrennt eine erbitterte Diskussion. Die 800-Meter-Läuferin durfte ihren Sport auf internationaler Ebene nach einem Urteil nur noch dann ausüben, wenn sie ihren hohen Testosteronspiegel durch Medikamente dauerhaft senken würde und zog deshalb vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte [2], [8].

Mit Laurel Hubbard nimmt in Tokio die erste Transfrau bei den Olympischen Spielen im Gewichtheben teil. Vor neun Jahren wurden Maßnahmen zur Anpassung ihrer körperlichen Merkmale an die Geschlechtsidentität ergriffen. Für Kritiker entsteht dadurch ein unfairer Vorteil, andere Stimmen halten die regelmäßige Kontrolle des Testosteronspiegels entgegen. Auch bei ihr dürfen bestimmte Grenzwerte nicht überschritten werden [4].

Vorwürfe des Sexismus und Rassismus

Immer wieder sorgen auch Kleiderregeln, insbesondere für weibliche Athlet*innen für Diskussionen um patriarchale Strukturen und die Sexualisierung im Sport. In einigen Sportarten wie dem Beachvolleyball wurden die Vorschriften zwar gelockert, dennoch sorgen Sportler*innen weiterhin mit ihrer Entscheidung für mehr Stoff, wie beispielsweise die deutschen Turnerinnen, für Debatten [10].

Aktuell sorgten die Spielerinnen der norwegischen Beachhandball- Nationalmannschaft außerhalb von Olympia für Schlagzeilen. Sie spielten bei der EM in Bulgarien in längeren als den vorgeschriebenen Bikini-Höschen und wurden dafür von der Europäischen Handball-Föderation mit einer 1.500 €- Strafe wegen „unangemessener Bekleidung“ belegt. Diese Entscheidung sorgte sogar weltweit für Empörung [11].

Während unterschiedliche Lösungen beim Tragen von Hijabs, Burkinis oder anderen Kleidungsstücke immer mehr zum Olympischen Bild gehören, verweigert der internationale Schwimmverband (FINA) in diesem Jahr die Zertifizierung von Badekappen, die speziell für Haare von Schwarzen Menschen entworfen sind. Insbesondere stießen die Erklärungen, es gebe „nach bestem Wissen“ keine Verwendung dafür und sie entsprächen „nicht der natürlichen Kopfform“ auf Widerstand. Junge Schwarze Schwimmer*innen sagten gegenüber einem britischen Radiosender, sie seien „enttäuscht und untröstlich“ vom FINA-Statement. Sie machten klar, dass unpassende Badekappen Sportler*innen schon früh von der Sportart fernhalten oder ausschließen können [12].


Mit GemeinsamEinzigartig wollen wir uns deshalb weiter für Empathie, Verständnis und einen offenen Austausch einsetzen. Dafür weiten wir unser Angebot kontinuierlich aus und bieten Workshops durch unsere Vielfalts-Botschafter*innen zu den unterschiedlichsten Vielfalts-Dimensionen an. Damit wollen wir erreichen, dass Kinder schon ab einem jungen Alter an mit den verschiedensten Menschen und Identität in Kontakt kommen, diesen offen und respektvoll begegnen, sowie ihre eigenen Persönlichkeiten entwickeln können.

 

Quellen:














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