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Was die Coronakrise für Menschen mit Behinderung bedeutet

Aktualisiert: 10. Mai 2021

Die Coronakrise trifft viele Menschen mit Behinderungen besonders schwer. Nicht nur, weil nicht wenige von ihnen zur Risikogruppe gehören, sondern auch, weil die Krise Ungleichheiten und Diskriminierungen tendenziell verstärkt. Wir zeigen euch auf, welche Auswirkungen Corona beispielsweise haben kann.


Menschen mit Behinderungen gehören oft zur Risikogruppe. Damit verbunden ist eine erhöhte Angst vor den Auswirkungen einer Ansteckung und vermehrte Isolation, was eine erhöhte Einschränkung der oft hart erkämpften Teilhabe, zum Beispiel im Arbeitsleben oder bei der Bildung bedeutet. Auch Assistenzpersonen können erkranken und damit eine Gefährdung für ihre Betreuten darstellen, Therapien und andere gesundheitliche Versorgungsangebote waren oder sind eingeschränkt. Nicht nur für Menschen mit einer psychischen Erkrankung kann dies eine enorme Belastung bedeuten. Über diese Ängste und ihre Einschränkungen im täglichen Leben haben zum Beispiel die Aktivistin Laura Gehlhaar unter https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/an-die-corona-ignoranten-ich-wuerde-euch-gern-ins-gesicht-bruellen-dass-ihr-bald-leben-auf-dem-gewissen-habt/25663154.html oder Marianna Metta hier https://dieneuenorm.de/gesellschaft/gruesse-von-einer-risikopatientin/ berichtet.


Was diese Einschränkungen für Geschwister und andere Familienangehörige von Menschen mit Behinderungen bedeuten kann, kann man im Instagram Profil der Familie von Jonathan erleben. Für Menschen, die in Einrichtungen leben, sind die Einschränkungen oft besonders schwer. Sie leiden unter der Einschränkung der Besuchsmöglichkeiten und der Freizeitangebote – auch wenn mit Videotelefonie oder kreativen Ideen versucht wird, dem entgegenzuwirken.


Das erhöhte Diskriminierungsrisiko von Menschen mit Behinderungen zeigt sich in der Corona-Krise besonders deutlich. Zum Beispiel bei Menschen, die keine Maske tragen oder den Mindestabstand nicht einhalten können. Sie ernten Unverständnis oder müssen sich immer wieder erklären. Teilweise wird ihnen auch das Betreten eines Geschäfts oder Ladens verwehrt. Die Maskenpflicht ist insbesondere für gehörlose Menschen eine neue Barriere, denn sie macht das Lippenlesen unmöglich. Die Bloggerin Julia Probst hat die Probleme in einem kurzen Beitrag im zdf beschrieben: https://www.zdf.de/nachrichten/heute-plus/videos/gehoerlose-leiden-unter-masken-100.html


Sie erklärt auch, dass Menschen mit Behinderungen Informationen zum Coronavirus und zur aktuellen Lage oft nicht in auf sie zugeschnittener Form erhalten – trotz ihres Rechts darauf, dass ihnen Informationen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind, rechtzeitig und ohne zusätzliche Kosten in zugänglichen Formaten und Technologien zur Verfügung gestellt werden. Leichte Sprache, Gebärdensprache, Erklärvideos oder Braille Schrift sind dafür Beispiele. Vermehrte Angst und Unsicherheit können hier die Folge sein.

Aus der Gesellschaft hört man außerdem immer wieder Forderungen, Regelungen für Menschen, die nicht zur Risikogruppe gehören, zu lockern und dafür Menschen aus der Risikogruppe stärker zu schützen oder auf ihre freiwillige Selbstisolation zu setzen. Dieser Gedanke ist nicht nur unsolidarisch und eine Einschränkung von Menschenrechten, sondern fördert auch ableistisches Denken (Abwertung von Menschen mit Behinderungen, s. dazu https://dieneuenorm.de/aktuelles/ableismus-behindertenfeindlichkeit/). Menschen mit Behinderungen werden dann oftmals auf eine Vulnerabilität reduziert. Dies wirkt auch auf die Menschen selbst zurück, indem sie immer mehr verinnerlichen, eine Last für andere Menschen zu sein oder bestimmte Rechte nicht für sich einfordern zu dürfen. Was internalisierter Ableismus für Menschen mit Behinderungen bedeutet, hat Raul Krauthausen vor kurzem auf Instagram beschrieben: https://www.instagram.com/p/CGw6YyfHjj6/?igshid=jmize19eicg0

Deshalb ist insbesondere in der aktuellen Situation das respektvolle und kommunikative Miteinander – nicht nur im Umgang mit Menschen mit Behinderungen - wichtig. Interessiertes Nachfragen statt unhinterfragtes Bewerten, der Wille zu verstehen und zu unterstützen und die Frage, ob und wie man helfen kann, können oftmals Türen öffnen.


Im Kontakt mit Menschen aus der Risikogruppe gilt es, kreativ zu sein und trotz Abstand und Vorsicht Möglichkeiten zu finden, ihnen nah zu sein, zum Beispiel durch Videotelefonie, Online-Spiele, oder Telefonangebote um „einfach nur zu reden“. Gesellschaftspolitisch müssen die Bedarfe und Rechte von Menschen mit Behinderungen immer wieder bewusst gemacht werden, nicht nur im Hinblick auf den freien und zugeschnittenen Informationszugang. Viele Vorbilder und Aktivist*innen setzen sich dafür ein und unterstützen dabei, ein neues und vielfältiges Bild von Menschen mit Behinderungen zu zeigen, das ihre Behinderung und eventuelle Unterstützungsbedarfe nur als einen Teil ihrer Persönlichkeit betonen.

Das wollen wir mit GemeinsamEinzigartig unterstützen und die Sichtbarkeit, die Vielfalt und den wechselseitigen Austausch stärken, denn diese Faktoren finden wir nicht nur in der Coronazeit besonders wichtig!


Wie seht ihr das, was sind Eure Ansätze? Wie können wir aus Eurer Sicht die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen stärken und eine andere Sichtweise auf diese, ihr Leben und ihre Rechte etablieren?


Schreibt uns dazu gerne, wir freuen uns auf den Austausch.

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