Zahlen, bitte!
Rassismus, Ableismus und Gender-Ungerechtigkeit gibt es in Deutschland nicht oder nicht mehr? Viele Zahlen zeichnen ein anderes Bild, aber wer hat die in Diskussionen und Argumentationen schon immer parat? Wir haben für euch einmal wichtige Statistiken in drei verschiedenen Vielfaltskategorien zusammengestellt. Dabei ist klar: Offen gezeigter Hass oder sogar Gewalt sind immer nur die Spitze des Eisbergs. Alltagsdiskriminierung, "gut gemeinte" Aussagen oder Fürsorge und strukturelle Benachteiligungen können betroffene Personen ebenfalls verletzen und stark beeinflussen.
Ungleichheit zwischen Geschlechtern, Gewalt gegen Frauen
(in den meisten Statistiken erfolgt leider nur eine Differenzierung zwischen "Männern" und "Frauen" - Statistiken zu nicht binären Personen findet ihr in Kürze hier).
Jede dritte Frau hat in Deutschland bereits physische oder sexualisierte häusliche Gewalt erfahren [1].
Die aktuelle kriminalstatistische Auswertung zur Partnerschaftsgewalt des Bundeskriminalamtes zeigt, dass 2020 insgesamt 148.031 Menschen Opfer von Partnerschaftsgewalt wurden (2019: 141.792). Bei Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexuellen Übergriffen in Partnerschaften sind die Opfer zu 98 Prozent weiblich, bei Stalking, Bedrohung und Nötigung in der Partnerschaft sind es 88,7 Prozent [2].
Frauen verdienten 2020 durchschnittlich 18 % weniger je Stunde als Männer. Die Unterschiede fielen in Westdeutschland (und Berlin) mit 20 % deutlich höher aus als im Osten (6 %) [3].
Der Gender Care Gap beträgt 52,4 Prozent. Das bedeutet, Frauen verwenden durchschnittlich täglich 52,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Umgerechnet sind das 87 Minuten Unterschied. Wirtschaftliche Nachteile sind die Konsequenz [4].
Unter anderem aus dem Gender Care Gap resultiert ein Rentenunterschied von 53 Prozent. Bei Paaren ohne Kinder liegt er bei 35,7 Prozent, bei Paaren mit Kindern sogar bei 83,3 Prozent [5].
Nur knapp jede dritte Führungskraft (29,4 %) war 2019 weiblich. Dieser Anteil veränderte sich seit 2012, dem Zeitpunkt der Einführung der aktuellen Klassifikation, nur wenig (+0,8 Prozentpunkte) [6].
Menschen mit Behinderungen, Inklusion
Fast die gesamte Bevölkerung (94 Prozent) ist der Meinung, dass Kinder mit und ohne Behinderung in ihrer Freizeit die Möglichkeit haben sollten, gemeinsam aufzuwachsen.
Gemeinsamen Unterricht in der Schule befürworten dagegen nur 66 Prozent der Gesamtbevölkerung [7].
Während befragte Eltern dem gemeinsamen Unterricht mit Kindern mit körperlichen Behinderungen zu 94 % zustimmen, sind dies bei Kindern mit geistigen Behinderungen nur 48 % und bei Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten 37 % [8].
Wer in seinen Aktivitäten eingeschränkt ist, ist stärker von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht als Menschen, die unter diesen Einschränkungen nicht leiden. In Deutschland liegt der Anteil der von Armut/ sozialer Ausgrenzung bedrohten Bürger*innen unter Menschen mit einigen oder schweren Aktivitätseinschränkungen bei 31,2 %, bei Menschen ohne Aktivitätseinschränkungen bei 16,1 % [9].
Der Dritte Teilhabebericht der Bundesregierung (2021) zeigt auf, dass nur 10 % der vertragsärztlichen Arztpraxen nach eigenen Angaben für mobilitätsbeeinträchtigte Menschen bedeutsame Merkmale der Barrierefreiheit erfüllen und zugleich über barrierefreie Sanitäranlagen verfügen [10].
Menschen mit Behinderungen schätzen ihren Gesundheitszustand deutlich negativer ein als Menschen ohne Behinderungen, wobei dies auch durch objektive Indikatoren gestützt wird. Moderate bis schwere depressive Symptome zeigen 24 % der Menschen mit Beeinträchtigungen und 7 % der Menschen ohne Beeinträchtigungen [10].
Die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Behinderung ist vor allem corona-bedingt im Jahr 2020 sprunghaft auf 169.691 angestiegen (Vorjahr: 154.696). Die Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten stieg erstmals seit Erscheinen des Inklusionsbarometers im Jahresvergleich an: von 10,9 auf 11,8 Prozent [11]. Demgegenüber lag die Arbeitslosenquote der Gesamtbevölkerung bei 5,9 % [12].
Rassismus und Rechtsextremismus
Die Anzahl der politisch motivierten Straftaten und Gewalttaten mit rechtsextremistischem Hint